Die Geschichte Korsikas reicht bis weit in die Frühzeit zurück. Das Verhältnis der Korsen zu Frankreich ist bis heute sehr angespannt. Der wohl berühmteste Korse aller Zeiten indes brachte es bis zum französischen Kaiser: Napoleon Bonaparte.
Korsikas Geschichte von der Frühzeit bis zur Gegenwart
Korsika hat eine wechselhafte Vergangenheit hinter sich. Die bereits vor rund 8000 Jahren besiedelte Insel wurde erst von der Megalithkultur und anschließend von der Torre-Kultur geprägt, die ab 1600 vor der Zeitrechnung durch ihre Türme und die der sardischen Bonnanaro-Kultur entlehnten Nuraghen auffiel.
In der Frühzeit besiedelten die Ligurer Korsika. Etwa im Jahr 560 gründeten die aus Ionien stammenden Phokäer die Stadt Alalia. Später kamen die Etrusker, dann die Karthager. Infolge des Ersten Punischen Kriegs besetzten die Römer die Insel und ließen sich dort in der Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts nieder. Als das Römische Reich zusammenbrach, stritten die Vandalen mit den Goten um das Eiland. Der Vandalenkönig Geiserich behielt 65 Jahre die Herrschaft, bevor Cyril, Leutnant des oströmischen Generals Belisar, Korsika eroberte.
Im Lauf der Geschichte fiel die Insel des Weiteren an die Franken und an die Sarazenen. Der ständige Machtwechsel setzte sich fort. Das Land litt unter Spannungen.
Das Verhältnis der Korsen zu Frankreich
Nachdem vom 11. bis 13. Jahrhundert der Streit um die Insel zwischen Pisa und Genua schwelte, fiel Korsika endlich um 1401 an die Genueser. In der Mitte des 15. Jahrhunderts stand das Land unter der Oberherrschaft von Aragon, später gehörte es wieder ganz zu Genua. Die Korsen wehrten sich erfolgreich gegen diese Herrschaft und erreichten schließlich im Jahr 1755 die Unabhängigkeit. Unter Pascal Paoli schuf man einen demokratischen Staat.
Korsika erlangt unter Pascal Paoli, dem „General der korsischen Nation“, seine Unabhängigkeit
1755 wurde Pascal Paoli inmitten der allgemeinen Wirren zum „General der korsischen Nation“ gewählt. Durch ihn und mit ihm wird Korsika 14 Jahre lang der erste neuzeitliche demokratische Staat Europas. Paoli war seiner Zeit weit voraus und es gelang ihm das beinahe Unmögliche: aus einer über Jahrhunderte währenden Anarchie, aus Chaos und blutigen Fehden der Clans, aus einem zerrissenen Land, das von mittelalterlichen Strukturen bestimmt war, einen modernen, geordneten Staat zu schaffen.
Die demokratische Verfassung, die er seinem Land gab, war so fortschrittlich, dass George Washington sie sich einiges später zum Vorbild für die amerikanische Verfassung nahm. Paoli führte allgemeine Wahlen ein.
Korsika wurde zur Republik, Paoli proklamierte die Gewissensfreiheit. Corte, im Inselinneren gelegen, macht er zur Hauptstadt und er gab der noch jungen Nation ihre Flagge als Ausdruck der staatlichen Souveränität: den Mohrenkopf mit der Stirnbinde. Eine offizielle korsische Zeitung wurde ins Leben gerufen, die „Ragguagli di l’Isula di Corsica“, und schließlich ließ er Münzen prägen.
Die Kirche betraute er mit der Ausbildung der jungen Korsen, in Corte gründete er eine Universität und in Ile-Rousse einen Hafen, um die Wirtschaftsgüter der reichen Balagne auszuführen; die beiden Hafenstädte der Balagne, Calvi und Algajola, waren ihm verschlossen, befanden sie sich doch in den Händen der Genuesen.
Paoli öffnete die Insel für den Handel mit den anderen Mittelmeerländern. Weiterhin kümmerte er sich um die Landwirtschaft, deren Entwicklung ihm am Herzen lag, er führte die Kartoffel auf der Insel ein und ließ Maulbeerbäume pflanzen. Auf Verlangen Genuas entsandte der französische König Ludwig XV. 1764 den Grafen Marbeuf nach Korsika, er sollte die Versöhnung mit den Korsen herbeiführen. Der Graf besetzte die korsischen Festungen. Paoli weigerte sich, in den Dienst Frankreichs zu treten.
Am 15. Mai 1768 wurde der Vertrag von Versailles unterzeichnet: die stark verschuldete italienische Republik verkaufte für 2 Millionen Pfund ihre Hoheitsrechte an Frankreich, das aus strategischen Gründen sehr an der Mittelmeerinsel interessiert war. Ohne Wissen von Paoli und der „consulta“. Ein Volk und ein Land wurde verkauft! Welche Schmach für die Korsen, die ihr Land lieben und die Erde ihrer Vorväter verehren. Paoli rief zum allgemeinen Aufstand auf. Einen ersten großen Sieg konnten die Korsen am 8. und 9. Oktober in Borgo erringen. Frankreich entsandte daraufhin Verstärkung.
Am 8. Mai 1769 wurden die Korsen, die weit in der Minderzahl waren, in Ponte Novu am Golu zwischen Bastia und Corte in einer blutigen Schlacht geschlagen. Ponte Novu markierte das Ende der nur 14 Jahre währenden Unabhängigkeit Korsikas. Einen Monat später musste Paoli, der von den Korsen liebevoll „Vater des Vaterlandes“ genannt wird, ins Exil nach London gehen. Korsika wurde französisch.
Die Genueser verkauften daraufhin Korsika an Frankreich. In einer Schlacht besiegten die Franzosen im Jahr 1769 die Korsen. Während der Französischen Revolution fiel Korsika für kurze Zeit an England. Ansonsten setzte sich die französische Herrschaft bis in die Neuzeit durch.
Einige Korsen haben die französische Geschichte stark geprägt. So entstammte der französische Kaiser Napoleon Bonaparte einem korsischen Adelshaus. Er wurde in Ajaccio geboren und ging in Frankreich zur Schule.
Korsika in der Neuzeit
Vor allem im 20. Jahrhundert kamen immer mehr Franzosen vom Festland auf die Insel, darunter sehr viele Flüchtlinge aus Algerien. Im Laufe der Zeit nahm die französische Bevölkerung überhand, die Korsen wurden zur Minderheit. Frankreich bemühte sich eifrig darum, die kulturelle Identität der Korsen zu zerstören.
Die Sprache der Ureinwohner wurde von den Schulen und aus dem öffentlichen Leben verbannt. Das hatte zur Folge, dass sich eine Gegenbewegung etablierte, die bis heute aktiv ist. Die Verfechter der Unabhängigkeit Korsikas versuchten, mit Bombenanschlägen und anderer Gewalt ihre Forderung nach Freiheit durchzusetzen.
Die im Jahr 1976 gegründete Frontu di Liberazione Naziunale Corsu trat dabei besonders in Erscheinung. Um der Gewalt ein Ende zu bereiten, erklärte sich Frankreich unter dem Ministerpräsidenten Lionel Jospin anlässlich des Prozesses von Matignon bereit, einer Autonomie Korsikas zuzustimmen.
Das führte zu einer Missbilligung seitens der gaullistischen Opposition, da man eine Aufspaltung Frankreichs fürchtete. Drei Jahre später stimmten die Korsen mit 51 Prozent gegen den Prozess von Matignon. (Paris 350Grad)
Geschichte von Filitosa
Das Gebiet von Filitosa wurde ab dem 7. Jahrtausend v. Chr. besiedelt. Die Menschen lebten von Tierzucht, Ackerbau und der Jagd und bauten einfache Hütten unter Felsvorsprüngen. Die bei den Ausgrabungen gefundenen Pfeilspitzen und Klingen aus Obsidian zeugen von Handelsbeziehungen mit Sardinien, denn Obsidian ist ein Gestein, dass auf Korsika nicht vorkommt. Ab etwa 3300 v. Chr. wurden erste einfache Menhire aufgestellt. Auch in der Kunst des Töpferns machten sie grosse Fortschritte. Diese erste Epoche dauerte bis zum Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. Gegen Ende dieser Phase kamen auch neue Siedler hinzu, brachten die Kunst des Kupfergiessens (noch nicht Bronze!) mit und vermischten sich mit der bereits ansässigen Bevölkerung. Nach anderer Quelle kam es zu blutigen Auseinandersetzungen mit den neuen Siedlern, die mit ihren Bronzeschwertern den Einheimischen haushoch überlegen waren. Sie sollen die Megalithiker nach Norden verdrängt haben. Ab 1800 v. Chr. werden die Menhirstatuen immer feiner ausgearbeitet. Sie werden menschenähnlich und zeigen deutliche Gesichtszüge.
Die schönsten Menhirstatuen stammen aus der Zeit zwischen 1300 und 800 v. Chr. Sie bekamen auch Waffen eingemeisselt: Schwerter und Dolche, gelegentlich auch gleich beides. Die schönste Statue aus dieser Zeit ist sicherlich Filitosa V, der man bereits auf dem Weg zur Ausgrabung begegnet. In dieser Zeit dringen die Torreaner auf Korsika ein und übernehmen die Herrschaft im Süden Korsikas. Die Megalithvölker werden nach Norden verdrängt. Die Torreanern errichteten die drei Torri, die man heute noch auf der Anlage besichtigen kann. Diese Rundbauten dienten kultischen Zwecken und wurden unter Umständen auch militärisch genutzt. Die Menhirstatuen der Megalithiker wurden von den Torreanern zerstört und als Baumaterial verwendet.
Man geht davon aus, dass die Bedrohung der Torreaner die Megalithiker dazu veranlasste, den Menhirstatuen Schwerter und Dolche einzumeisseln. Sie könnten getötete Feinde darstellen, oder aber auch mutige eigene Leute.
Bilder von Filitosa
Rundgang durch die Ausgrabungsstätte von Filitosa
Der Eingang liegt rechts neben der Bar. Den Besuch des Museums spart man sich idealerweise für den Schluss auf. Ein mit Granitplatten ausgelegter Weg führt zur Stätte. Unterwegs kommt man an der Menhirstatue Filitosa V (alle Menhirstatuen Korsikas tragen den Namen ihres Fundortes und dazu eine römische Ziffer) vorbei, die mit ihrem Langschwert und dem Dolch recht beeindruckend wirkt. Sie ist mit ihren 3 m Höhe Korsikas drittgrösste Menhirstatue und bringt rund 2 Tonnen auf die Waage. Das Kopfende ist leider nicht mehr vorhanden. Die Rückseite zeigt Andeutungen der Wirbelsäule und der Schulterblätter.
Nach einer Linkskurve erreicht man das Ostmonument, einer der drei Torri, welche die Torreaner errichteten. Teile der Ringmauer, die den gesamten Hügel umgab, sind auch hier noch vorhanden. Das Ostmonument ist das am wenigsten beeindruckendste der drei Torri. Unter dem grossen Tafonifelsen befanden sich primitive Hütten der ersten Siedler. Das Monument könnte als Wachposten gedient haben.
Etwas weiter links liegen die Fundamente von torreanischen Hütten.