„Die sechzehn Sänger, vorwiegend Mitglieder des Solinger Arbeitergesangsvereins, marschierten in ihren grünen Polizeiuniformen (unsere damalige Häftlingskleidung) mit geschulterten Spaten in die Arena, ich selbst an der Spitze in blauem Trainingsanzug mit einem abgebrochenen Spatenstiel als Taktstock. Wir sangen,und bereits bei der zweiten Strophe begannen die fast 1.000 Gefangenen den Refrain mitzusummen. […]
Von Strophe zu Strophe steigerte sich der Refrain, und bei der letzten Strophe sangen auch die SS-Leute, die mit ihren Kommandanten erschienen waren, einträchtig mit uns mit, offenbar, weil sie sich selbst als ‚Moorsoldaten‘ angesprochen fühlten. […]
Bei den Worten ‚… Dann zieh‘n die Moorsoldaten nicht mehr mit den Spaten ins Moor‘ stießen die sechzehn Sänger die Spaten in den Sand und marschierten aus der Arena, die Spaten zurücklassend, die nun, in der Moorerde steckend, als Grabkreuze wirkten. […] Die drei gleichbleibenden Töne, mit denen das Lied beginnt, sollten die Öde des Moores und die schwere Situation charakterisieren, unter der die Moorsoldaten leben mussten.“Die anfängliche Zustimmung durch die SS ist nur von kurzer Dauer. Zwei Tage nach der ersten Aufführung wurde das Lied von der Lagerleitung verboten. Auf verschiedenen Wegen wurde das Moorsoldatenlied aus dem Lager herausgebracht. Der Mülheimer Otto Gaudig, der als Schuster im KZ Börgermoor arbeitete, hatte das Liedblatt zwischen Sohle und Brandsohle seiner Schuhe eingenäht, um es sicher aus dem Lager bringen zu können. In den Jahren bis 1945 gelangte es in etliche andere Lager des NS-Regimes.1935 lernte es der nach England emigrierte Komponist Hanns Eisler in London kennen. Er überarbeitete die Melodie für den Sänger Ernst Busch. Dieser schloss sich während des Spanischen Bürgerkrieges (1936–1939) den Brigadas Internacionales an, die die Spanische Republik gegen den von Franco angeführten und von Hitler und Mussolini unterstützten Staatsstreich verteidigten.
Dadurch wurde das Lied verstärkt international bekannt. Gesungen wurde es u.a. in der englischen Version „The Peat Bog Soldiers“ in den USA oder als „Chant des Marais“ in der französischen Résistance.Die „eingängigere“ und heute mehrheitlich gesungene Melodiefassung mit ihren typischen Terzintervallen zu Beginn und Ende der ersten Liedzeile sowie einem im Vergleich zum Original verstärkt auftretenden punktierten Marschrhythmus stammt von Hanns Eisler. Das Original von Rudi Goguel beginnt dagegen mit drei gleichen Anfangstönen auf dem Moll-Akkord und beendet die Liedzeile mit einer linear fallenden Tonsequenz, der Rhythmus ist gleichförmiger. Während das Original die trostlose Lage der Häftlinge im KZ Börgermoor einfängt (siehe auch den Bericht von Rudi Goguel), hört man in der Eislerschen Fassung mehr Aufbegehren und Widerstand. Dies macht diese Version geeignet als Protest- und Kampflied, als das sie u.a. in der Résistance und bei den Internationale Brigaden gesungen wurde.Heute existieren Versionen des Liedes in mehreren Sprachen, zu den bekanntesten Interpreten gehören Ernst Busch, Peter Rohland, Hein und Oss, Paul Robeson, Pete Seeger, Perry Friedman, The Dubliners und Hannes Wader. Neuere Bearbeitungen stammen von der Kölner Saxophon Mafia, Welle: Erdball, Liederjan, Die Toten Hosen, Die Schnitter, Michael von der Heide und Helium Vola.